Einen Nachruf verfassen und halten

Den meisten Menschen erscheint die Aufgabe unglaublich schwierig, einen Nachruf zu halten für einen Angehörigen, Freund, Arbeits- oder Vereinskollegen. Die Angst vor den eigenen Gefühlen, der sichtbare Schmerz der Anderen und auch das öffentliche Reden, all das ist für viele Menschen ein wenig überwältigend.

Wir möchten Ihnen auf diesen Seiten Mut machen, es dennoch zu tun. Sie bekommen hier einige Hinweise, wie Sie diese eigentlich sehr schöne Aufgabe angehen und sie auch stilvoll meistern können.

Beginnen Sie, in dem Sie die Trauergemeinde direkt ansprechen:
„Liebe Frau …“ und „Lieber Herr…“
Zuerst nennen Sie die Ehepartner. Vergessen Sie nicht, Kinder und Eltern zu erwähnen.

Dann folgen Freunde und Kollegen:
„Liebe Freunde und Kollegen von …“

Enden Sie mit dem, was bleibt:
„Sie wird in unseren Gedanken immer bei uns sein.“
„Wir werden ihn vermissen.“
„Wir werden ihr Werk in ihrem Sinne fortführen.“

Beim Weggehen vom Pult ist es guter Stil, wenn Sie vor dem Sarg noch einmal innehalten und sich vielleicht auch verneigen.

Es wird von Ihnen nicht erwartet, dass Sie in diesem Moment den Tod deuten oder eine philosophische Ansprache halten.

Ihre Aufgabe ist es, den Verstorbenen zu würdigen und dabei seine Persönlichkeit, seine Eigenheiten wie auch seine Besonderheiten in Erinnerung zu rufen:
„Ich erinnere mich, wie …“
„Ich weiß noch den Moment, als er zum ersten Mal in mein Büro kam …“
„Ich werde niemals vergessen, wie er …“
„Wenn sie lächelte, zeigten sich immer Grübchen.“
„Für uns war er immer …“

Sie dürfen gerne besondere Leistungen zum Ausdruck bringen und auch Ihre Dankbarkeit ausdrücken:
„Für seine Führung, seine Inspiration, seinen Humor sind wir sehr dankbar.“
„Ohne sie wären wir nie geworden, was wir sind.“

Nennen Sie auch Einzigartigkeiten:
„Keiner konnte so lachen wie er.“

Fragen Sie sich:
„Was werde ich vermissen?“ und auch: „Was werde ich nicht vermissen?“
„Was war so Besonders an ihm, so eigen an ihr?“
„Welche Situationen waren einfach typisch für ihn oder sie?“
„Wo ist er immer gesessen?“
„Was haben wir gemeinsam gemacht?“
„Wofür konnte er sich begeistern, worüber hat sie sich geärgert?“
„Was habe ich ganz persönlich immer an ihr geschätzt?“

Ein guter Nachruf ist nicht eine Liste von Lebensdaten, es geht auch nicht um Bewertung der Arbeitsleistung oder Auflistung von Auszeichnungen.
Ein guter Nachruf ist persönlich. Er drückt Wertschätzung aus.

Das Tröstliche für die direkten Angehörigen sind vor allem die Worte der Liebe und Wertschätzung. Es tut gut zu spüren, dass der Verstorbene auch für andere Menschen so wichtig war.

Sagen Sie nichts, was nicht wahr ist. Lassen Sie es lieber weg.
Halten Sie keinen Nachruf für jemanden, den Sie nicht mochten. (Julius Cäsar soll seinem Erzfeind den Auftrag gegeben haben, seinen Nachruf zu halten. Er wusste, warum.)

Üben Sie die Rede.
Halten Sie sie ein oder zwei Mal zu Hause, lesen Sie sie laut vor.
Dann sind Sie emotional auf Ihre eigenen Gefühle beim Sprechen eingestellt und werden davon nicht so sehr überrascht. Auch wenn Sie zu Hause weinen beim Reden und auch wenn Sie denken, es ginge nicht – Sie werden die Rede besser halten können.

Lassen Sie den Pfarrer oder andere Redner wissen, dass Sie einen Nachruf halten werden.
Am besten ist es, wenn Sie den Text schon vorab an jene Person mailen oder faxen können, die während der Trauerfeier für den Ablauf verantwortlich ist. Dann kann er oder sie den Nachruf an der richtigen Stelle mit einbringen, Bezug darauf nehmen und nebenbei auch vermeiden, dass er noch einmal das Gleiche sagt.

Drucken Sie Ihren fertigen Nachruf in vergrößerten Buchstaben aus, eine Schriftgröße von etwa 15 Punkt eignet sich meist gut. Formatieren Sie den Text so, dass die einzelnen Zeilen nur 10 Zentimeter breit sind. 10 Zentimeter kann man mit einem Blick gut erfassen, so lässt es sich leicht ablesen. Bedrucken Sie die Blätter nur einseitig. Dann können Sie einzelne Seiten, die Sie fertig gelesen haben, unauffällig zur Seite schieben und zur nächsten Seite übergehen. Wenn Sie umblättern und Papier wenden müssen, sieht man das Papier, das ist nicht so elegant.

Schauen Sie sich die Feierhalle zuvor möglichst an.
Stellen Sie sich dort ruhig auch an das Pult, um ein Gefühl zu bekommen.

Beim Reden blicken Sie vom äußersten rechten Winkel zum äußersten linken, damit sich auch an den Seiten niemand ausgeschlossen fühlt.

Manchmal soll man auch einen Nachruf halten über einen Verstorbenen, den man gar nicht persönlich kannte, beispielsweise in der Aufgabe als Betriebsrat. Für solche Konstellationen der Tipp: Konzentrieren Sie sich nicht auf die Daten, sondern auf die Person. Widerstehen Sie der Versuchung, die Personaldaten des Verstorbenen aus der Akte zu übernehmen und vorzulesen. Machen Sie sich lieber die Mühe, mit den Menschen zu reden, die ihn oder sie kannten. Das tut zum einen diesen trauernden Menschen gut – und zum anderen werden Sie überrascht sein, wie schön und wie heiter diese Gespräche sein können.

Hören Sie diesen Geschichten zu. Sie erzählen Ihnen mehr über den Verstorbenen als 1000 Personaldaten.
Sie dürfen in der Rede ruhig sagen, dass Sie den Verstorbenen nicht kannten, aber dass Sie sich haben sagen lassen, dass …

Erwähnen Sie mit einem Satz, wer Sie sind:
„Als sein Vorgesetzter hatte ich täglich mit ihm zu tun.“
„In meiner Rolle als Betriebsrat spreche ich heute im Namen der ganzen Belegschaft.“
Sonst beschäftigen sich Ihre Zuhörer mehr mit der Frage, wer Sie sind, als damit, was Sie sagen.