Musikalischer Kalender 2018

Januar

Zum Mitsingen

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten,
sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen,
es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.

Ich denke, was ich will, und was mich beglücket,
doch alles in der Still, und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren,
es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.

Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,
das alles sind rein vergebliche Werke;
denn meine Gedanken zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei: die Gedanken sind frei.

Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen
und denken dabei: die Gedanken sind frei.

Volkslied

Die Gedanken sind frei war oft ein Protestlied in Zeiten politscher Unterdrückung.1780 wurde der Text zum ersten Mal auf Flugblättern veröffentlicht.
Als der Vater Sophie Scholls Anfang August 1942 wegen hitlerkritischer Äußerungen inhaftiert wurde, stellte sich Sophie Scholl abends an die Gefängnismauer und spielte ihm auf der Flöte „Die Gedanken sind frei“ vor.

Februar

Zum Mitsingen

Nach grüner Farb mein Herz verlangt
in dieser trüben Zeit.
Der grimmig Winter währt so lang,
der Weg ist mir verschneit.
Die süßen Vöglein jung und alt,
die hört man lang nit meh´;
das tut des argen Winters G’walt,
der treibt die Vöglein aus dem Wald
mit Reif und kaltem Schnee.

Er macht die bunten Blümlein fahl
im Wald und auf der Heid.
Dem Laub und Gras allüberall
dem hat er widerseit.
All Freud und Lust wird jetzo feil,
die uns der Sommer bringt.
Gott geb dem Sommer Glück und Heil
der zieht nach Mittentag am Seil
daß er den Winter zwingt.

Max Pohl

„Nach grüner Farb mein Herz verlangt“ ist das bekannteste Lied des Dichters Max Pohl (1869-1928).
Sein Lied „Hopsa, Schwabenliesel, dreh dich um und tanz a bissel“ hat es leider nicht in die Charts geschafft.

März

Zum Mitsingen

„Veronika, der Lenz ist da,
Veronika, Veronika, der Lenz ist da!“

Veronika, der Lenz ist da,
die Mädchen singen tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext,
Veronika, der Spargel wächst!
Veronika, die Welt ist grün,
drum laßt uns in die Wälder ziehn.
Sogar der Großpapa sagt zu der Großmama:
„Veronika, der Lenz ist da,
Veronika, Veronika, der Lenz ist da!“

 

Mädchen lacht, Jüngling spricht:
„Fräulein wolln Sie oder nicht,
draußen ist Frühling.“
Der Poet, Otto Licht,
hält es jetzt für seine Pflicht,
er schreibt dieses Gedicht:

Der Herr Sohn, der Papa
schwärmen für Veronika,
das macht der Frühling.
Jeder klopft heimlich an,
jeder fragt sie: Wo und wann
komm‘ ich endlich mal dran?

Veronika, der Lenz…

Der Gemahl sucht voll Schneid
Anschluß an die Stubenmaid.
Das macht der Frühling.
Seine Frau schickt er weg,
dann ruft er das Mädchen keck
und erklärt ihr den Zweck:

Veronika, der Lenz…

Comedian Harmonists

1932 traten die Comedian Harmonists in der ehrwürdigen Berliner Philharmonie auf. Danach galt ihre Musik als Kunst: Von nun an musste keine Vergnügungssteuer mehr abgeführt  werden.

April

Zum Mitsingen

Alle Vögel sind schon da,
alle Vögel, alle!
Welch ein Singen, Musizieren,
Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren!
Frühling will nun einmaschiern,
kommt mit Sang und Schalle.
Wie sie alle lustig sind,
flink und froh sich regen!

Amsel, Drossel, Fink und Star
und die ganze Vogelschar
wünschen dir ein frohes Jahr,
lauter Heil und Segen.

Was sie uns verkünden nun,
nehmen wir zur Herzen:
alle wolln wir lustig sein,
lustig wie die Vögelein,
hier und dort, feldaus, feldein,
springen, tanzen scherzen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874) komponierte über 500 Lieder. Er gilt auch als Autor von Der Kuckuck und der Esel, Ein Männlein steht im Walde und des Deutschlandliedes, dessen dritte Strophe die Nationalhymne ist.

Mai

Zum Mitsingen

Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen,
steigen dem Gipfelkranz zu,
in unsern Herzen brennt eine Sehnsucht,
die läßt uns nimmermehr Ruh.
Herrliche Berge, sonnige Höhen,
Bergvagabunden sind wir.

Fels ist bezwungen, frei atmen Lungen,
ach, wie so schön ist die Welt.
Handschlag, ein Lächeln, Mühen vergessen,
alles aufs Beste bestellt.
Herrliche Berge, sonnige Höhen,
Bergvagabunden sind wir.

Beim Alpenglühen heimwärts wir ziehen,
Berge, die leuchten so rot.
Wir kommen wieder, denn wir sind Brüder,
Brüder auf Leben und Tod.
Lebt wohl ihr Berge, sonnige Höhen,
Bergvagabunden sind treu.

Text: Erich Hartinger · Melodie: Hans Kolesa

Die Bergvagabunden waren eine kleine Gruppe junger Männer, die sich im bürgerlichen Establishment der 30er Jahre nicht heimisch wurden und sich in den Bergen ihren größten Herausforderungen stellten. Ob das Lied in diesem Kreis entstanden ist, ist unsicher.

Mehr Informationen über die Bergvagabunden finden Sie hier.

Juni

Zum Mitsingen

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

2. Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide.

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

4. Die Glucke führt ihr Völklein aus,
der Storch baut und bewohnt sein Haus,
das Schwälblein speist die Jungen,
der schnelle Hirsch, das leichte Reh
ist froh und kommt aus seiner Höh
ins tiefe Gras gesprungen.

5. Die Bächlein rauschen in dem Sand
und malen sich an ihrem Rand
mit schattenreichen Myrten;
die Wiesen liegen hart dabei
und klingen ganz vom Lustgeschrei
der Schaf und ihrer Hirten.

6. Die unverdrossne Bienenschar
fliegt hin und her, sucht hier und da
ihr edle Honigspeise;
des süßen Weinstocks starker Saft
bringt täglich neue Stärk und Kraft
in seinem schwachen Reise.

7. Der Weizen wächset mit Gewalt;
darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die große Güte
des, der so überfließend labt,
und mit so manchem Gut begabt
das menschliche Gemüte.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.

9. Ach, denk ich, bist du hier so schön
und läßt du’s uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden;
was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt
und güldnen Schlosse werden!

10. Welch hohe Lust, welch heller Schein
wird wohl in Christi Garten sein!
Wie muß es da wohl klingen,
da so viel tausend Seraphim
mit unverdroßnem Mund und Stimm
ihr Halleluja singen?

11. O wär ich da! O stünd ich schon,
ach süßer Gott, vor deinem Thron
und trüge meine Palmen:
So wollt ich nach der Engel Weis
erhöhen deines Namens Preis
mit tausend schönen Psalmen.

12. Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
hier trage dieses Leibes Joch,
auch nicht gar stille schweigen;
mein Herze soll sich fort und fort
an diesem und an allem Ort
zu deinem Lobe neigen.

13. Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
daß ich dir stetig blühe;
gib, daß der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe.

14. Mach in mir deinem Geiste Raum,
daß ich dir werd ein guter Baum,
und laß mich Wurzel treiben.
Verleihe, daß zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.

15. Erwähle mich zum Paradeis
und laß mich bis zur letzten Reis
an Leib und Seele grünen,
so will ich dir und deiner Ehr
allein und sonsten keinem mehr
hier und dort ewig dienen.

Paul Gerhard

Nur fünf Jahre nach dem Ende des 30jährigen Krieges veröffentlichte der protestantische Pfarrer Paul Gerhard 1658 den Text für dieses Lied. Heute sind selbst im römisch-katholischen Gesangbuch Gotteslob sieben seiner Lieder zu finden.

Juli

Zum Mitsingen

Summertime and the livin‘ is easy
Fish are jumpin‘ and the cotton is high
Your daddy’s rich and your ma is good lookin‘
So hush, little baby, baby, don’t you cry

One of these mornin’s, you’re gonna rise up singin‘
Then you’ll spread your wings and you’ll take to the sky
But ‚til that mornin‘, there is nothin‘ can harm you
Yes with Daddy and Mammy standing by
Summertime and the livin‘ is easy

Sommerzeit und das Leben ist leicht.
Fische spingen und die Baumwolle ist reif.
Dein Papa ist reich, deine Mama ist schön.
So still kleines Baby, weine nicht.

Eines Tages wirst du singend aufwachen.
Dann wirst du deine Flügel ausbreiten
und dem Himmel entgegen fliegen.
Bis dahin kann kann dir nichts weh tun,
Ja, dein Papa und deine Mama sind bei dir.
Sommerzeit und das Leben ist leicht.

George Gerschwin

August

Das Lied Summertime kommt aus der Oper Porgy und Bess von George Gerschwin.
Die Oper spielte unter der afroamerikanischen Bevölkerung im Hafenmilieu von Charlston, Carolina.
George Gershwin und seine Mit-Autoren haben verfügt, dass die Oper nur von Schwarzen aufgeführt werden darf.

August

Zum Mitsingen

Blumen im Garten, so zwanzig Arten,
von Rosen, Tulpen und Narzissen,
leisten sich heute die kleinsten Leute.
Das will ich alles gar nicht wissen.

Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon,
hollari, hollari, hollaro!
Was brauch‘ ich rote Rosen, was brauch‘ ich roten Mohn,
hollari, hollari, hollaro!
Und wenn ein Bösewicht was ungezog’nes spricht,
dann hol‘ ich meinen Kaktus und der sticht, sticht, sticht.
Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon,
hollari, hollari, hollaro!

Man find’t gewöhnlich die Frauen ähnlich
den Blumen die sie gerne haben.
Doch ich sag täglich: Das ist nicht möglich,
was soll’n die Leut‘ sonst von mir sagen.

Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon,
hollari, hollari, hollaro!
Was brauch‘ ich rote Rosen, was brauch‘ ich roten Mohn,
hollari, hollari, hollaro!
Und wenn ein Bösewicht was ungezog’nes spricht,
dann hol‘ ich meinen Kaktus und der sticht, sticht, sticht.
Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon,
hollari, hollari, hollaro!

Heute um viere klopft’s an die Türe,
nanu, Besuch so früh am Tage?
Es war Herr Krause vom Nachbarhause,
er sagt: „Verzeih’n Se wenn ich frage:

Sie hab’n doch einen Kaktus auf ihrem klein‘ Balkon,
hollari, hollari, hollaro!
Der fiel soeben runter, was halten Sie davon?
Hollari, hollari, hollaro!
Er fiel mir auf’s Gesicht obs‘ glauben oder nicht
jetzt weiß ich, dass Ihr kleiner grüner Kaktus sticht.
Bewahr’n Sie Ihren Kaktus gefälligst anderswo,
hollari, hollari, hollaro!“

Comedian Harmonists

Welcher da wohl gemeint ist? Es gibt über 1900 Kaktusarten.

September

Zum Mitsingen

Kein schöner Land in dieser Zeit
als hier das uns´re weit und breit
wo wir uns finden
wohl unter Linden
zur Abendszeit

Da haben wir so manche Stund´
gesessen da in froher Rund
Und taten singen
die Lieder klingen
im Eichengrund

Daß wir uns hier in diesem Tal
noch treffen so viel hundertmal
Gott mag es schenken
Gott mag es lenken
er hat die Gnad

Nun Brüder eine gute Nacht
der Herr im hohen Himmel wacht
in seiner Güte
uns zu behüten
ist Er bedacht

Text & Melodie: Anton Wilhelm von Zuccalmaglio

Der Komponist und Lehrer Anton Wilhelm von Zuccalmaglio nannte sich auch Wilhelm von Waldbrühl. 1840 veröffentlichte er dieses, von ihm vermutlich selbst verfasste Lied, als Volkslied in Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen unter dem Titel „Abendlied“.

Oktober

Zum Mitsingen

Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder,
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.

Wie die volle Traube
aus dem Rebenlaube
Purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche, mit Streifen
rot und weiß bemalt.

Flinke Träger springen,
und die Mädchen singen,
alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
zwischen hohen Reben
auf dem Hut von Stroh.

Geige tönt und Flöte
bei der Abendröte
und im Mondesglanz.
Junge Winzerinnen
winken und beginnen
frohen Erntetanz.

Text: Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Melodie: Johann Friedrich Reichardt

1782 veröffentlichte der Schweizer Johann Gaudenz von Salis-Seewis dieses Lied. Als Offizier der Schweizer Armee war es als „Dichtergeneral“ bekannt. Seine Dichterfreunde des Sturm und Drang nannten ihn dagegen die „Graubünder Nachtigall“.

November

Zum Mitsingen

Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen,
und dennoch sank uns’re Fahne nicht.
Heijo, heijo, heijo, heijo, heijoho, heijo, heijoho, heijo!

Unser Schiff gleitet stolz durch die schäumenden Wogen,
jetzt strafft der Wind uns’re Segel mit Macht.
Seht ihr hoch droben die Fahne sich wenden,
die blutrote Fahne, ihr Seeleut, habt acht.

Wir treiben die Beute mit fliegenden Segeln,
wir jagen sie weit auf das endlose Meer.
Wir stürzen auf Deck, und wir kämpfen wie Löwen,
hei, unser der Sieg, viel Feinde, viel Ehr!

Ja, wir sind Piraten und fahren zu Meere,
wir fürchten nicht Tod und den Teufel dazu,
wir lachen der Feinde und aller Gefahren,
am Grunde des Meeres erst finden wir Ruh.

Text & Melodie: bündische Jugendbewegung

Ein Jugendlied der Wandervögel. Aus den grauen Städten der Industrialisierung des frühen 20. Jh. träumten sich die jungen Menschen in die Natur und in die Freiheit hinein.

Dezember

Zum Mitsingen

Engel auf den Feldern singen,
stimmen an ein himmlisch Lied,
und im Widerhall erklingen
auch die Berge jauchzend mit.
|: Gloria in excelsis deo

Christ, der Retter, stieg hernieder,
der sein Volk von Schuld befreit!
Danket ihm mit euren Liedern,
seid zu seinem Lob bereit.

|: Gloria in excelsis deo

Lasst nach Bethlehem uns ziehen,
wie der Engel uns gesagt!
Lasst uns betend vor ihm knieen,
der das Heil uns heut gebracht.

|: Gloria in excelsis deo

Preis sei Gott und Friede allen,
denen er die Schuld vergibt.
Heut soll unser Lob erschallen,
weil er alle Menschen liebt.

|: Gloria in excelsis deo

Heilig, Gott der Engelscharen!
Lob und Dank die Welt erfüllt!
Um den Sohn zu offenbaren,
ward das Wort im Fleisch enthüllt.

|: Gloria in excelsis deo

 

Text und Melodie: aus Frankreich, Übersetzung: Maria Luise Thurmair

Das französische Weihnachtslied „Les Anges dans nos campagnes“ hat es in unterschiedlicher Versionen in die deutschen kirchlichen Gesangsbücher geschafft.
„Hört der Engel helle Lieder“ ist im Evangelischen Gesangbuch unter EG 54 zu finden, im katholisches Gotteslob unter „Engel auf den Feldern singen“ Liednummer 250.

Zusätzlich gibt es noch die Lieder „Hört ihr, wie die Engel singen“ und „Engel haben Himmelslieder“.

Alles zur selben Melodie.

Klavier