Trauerknigge

Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die nicht so oft auf Beerdigungen gehen. Vielleicht sind Sie von außerhalb und kennen die Örtlichkeiten und Gepflogenheiten in Stuttgart nicht. Vielleicht löst allein schon der Gedanke an eine Trauerfeier ein gewisses Unwohlsein in Ihnen aus.

Für solche und ähnliche Lagen haben wir diesen Trauerknigge zusammengestellt. Er soll Ihnen Sicherheit geben. Die Hinweise helfen Ihnen dabei, zu vermeiden, dass Sie sich bei der Trauerfeier unwohl fühlen, weil Sie nicht wissen, wie Sie sich verhalten sollen. Vorschriften macht Ihnen der Trauerknigge keine.

Wir möchten, dass Sie durch Kleinigkeiten nicht vom Wesentlichen abgelenkt werden.

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In vielen deutschen Städten, vor allem im Norden, sind Trauerfeiern nicht mehr nur in Schwarz. Im „Ländle“ allerdings schon. Angemessen ist eine formelle, festliche Kleidung. Wenn Sie keinen schwarzen Anzug besitzen, können Sie auch in Dunkelgrau erscheinen. Vermeiden Sie jedoch Dunkelblau. Denn in einer Gruppe schwarz angezogener Menschen sticht Dunkelblau im Gegensatz zu Grau hervor.

Selbst wenn Sie ausdrücklich gebeten werden, nicht in Schwarz zu kommen, werden Sie überrascht sein, dass es kaum jemand umsetzt. In einer solchen Situation ist Grau oder Braun oder eben Schwarz mit einem farbigen Schal oder einer farbigen Bluse zu empfehlen.

Meistens versammeln sich die Angehörigen eine halbe Stunde vor der Feier.

Wenn der Sarg noch offen ist, wird er etwa zehn Minuten vor der Feier geschlossen. Wenn Sie den Verstorbenen noch sehen möchten, gehen Sie in den Aufbahrungsraum, selbst wenn es andere nicht tun. Der Sarg kann auch verschlossen im Aufbahrungsraum stehen, nur um einen Moment des Innehaltens zu gewähren.

Manchmal wollen die direkten Angehörigen noch ein paar stille Minuten allein im Raum für sich haben, was es zu respektieren gilt.

Gehen Sie erst in die Feierhalle, wenn Sie dazu aufgefordert werden, denn in den letzten Minuten wird die Kapelle oft noch hergerichtet, es werden Musikproben gemacht und Blumen umgestellt. Wenn Sie in die Halle gebeten werden, lassen Sie den direkten Angehörigen den Vortritt und setzen Sie sich nicht in die erste Reihe, außer wenn Sie ausdrücklich dazu eingeladen werden.

Die Blumen, die sich im Aufbahrungsraum befinden, werden vom Gärtner direkt an das Grab gebracht.

Bei einer Feuerbestattung, bei der es noch kein Grab gibt, können Sie bereits beim Kauf etwas beachten: Wenn Sie dafür geeignete Blumen wählen, können die Angehörigen diese später noch mit nach Hause nehmen. Kränze, für die es keinen Ort gibt, werden meist entsorgt.

Es ist immer wieder bewegend zu sehen, wie sehr sich Trauernde über Kondolenzschreiben freuen und wie gut ihnen die richtigen Worte tun können. Scheuen Sie sich nicht, eine Karte oder einen Brief zu schreiben, wenn Sie dies als angemessen erachten. Viele Menschen bewahren Kondolenzschreiben jahrelang auf und holen diese immer wieder hervor, um sie zu lesen.

Hier einige Formulierungshilfen:
„Wir waren alle bestürzt, als wir erfuhren, was passiert ist.“
„Ich kann es noch gar nicht fassen, dass N/N tot ist.“
„Mir fehlen die Worte.“

Wenn Sie den Verstorbenen kannten, bringen Sie in Ihrem Schreiben die guten Seiten des Verstorbenen zum Ausdruck und schreiben Sie, was er Ihnen bedeutet hat, vielleicht so:
„Er war immer so gut gelaunt, und nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen.“
„Sie war immer einer der bestgekleideten Frauen im Verein.“
„Ich habe mich immer gern in ihrem Haus aufgehalten.“

Schreiben Sie auch einige Worte der Unterstützung oder der Solidarität:
„Wir sind für Sie da.“
„Du bist immer willkommen bei uns.“
„In unserem Leben wird immer ein Platz für dich sein.“
„Auch uns wird er sehr fehlen.“
„Wir werden sie nie vergessen.“
„Gott wird deine Tränen auffangen.“

Vermeiden Sie Sätze wie:
„Du musst jetzt stark sein.“
„Das Leben geht weiter.“
„Es wird schon einen Sinn haben.“

Gern dürfen Sie ein Gedicht oder einen Text beifügen, der Ihnen etwas bedeutet.

Beenden Sie Ihren Brief mit Worten wie:
„Bin in Gedanken immer bei dir.“
„Wir trauern mit Ihnen.“
„Wir bleiben in Verbindung.“

Ein paar Texte von uns finden Sie auch hier.

Bei manchen Trauerfeiern liegt ein Kondolenzbuch auf.
Es hilft den Angehörigen später zu wissen, wer alles da war.

In dieses Buch können Sie einfach Ihren Namen eintragen. Vielleicht möchten Sie auch persönliche Gedanken, Gebete oder Beileidsbekundungen hineinschreiben. Solche Worte können später für die direkten Angehörigen ein wertvoller Schatz sein.

Beim Kondolieren geht es vor allem darum, eine Gemeinsamkeit herzustellen.

Worte wie „herzliche Anteilnahme“ oder „herzliches Beileid“ scheinen vielen heute zu abgenutzt.
Oft ist ein stiller Händedruck, eine leise Umarmung tröstlicher.

Als Gemeinsamkeit werden in solchen Momenten auch kurze Erinnerungen an den Verstorbenen wahrgenommen:
„Ich habe Ihren Vater sehr gemocht.“
„Ich werde nie vergessen, wie sie uns immer zum Lachen gebracht hat.“
„Er war schon was ganz Besonderes.“

Scheuen Sie sich nicht, den Namen des Verstorbenen auszusprechen. Er hat für nahestehende Angehörige an diesem Tag eine ganz besondere Bedeutung.
„Es tut mir so leid, ich habe ______sehr gemocht. _______ wird mir sehr fehlen.“

Bei einer Erdbestattung wird der Sarg zum Grab gefahren und im Beisein der Trauergäste beigesetzt.

Den Weg zum Grab geht man aus Respekt in Stille.
Dort tritt man einzeln ans Grab. Wer mag, kann Erde oder auch Blumen in das Grab geben.

Häufig bildet sich am Grab eine Schlange von Menschen, die den engsten Angehörigen ihr Beileid aussprechen.
Sagen Sie nichts, was Sie nicht ehrlich meinen. Ein kleiner persönlicher Zusatz ist bedeutungsvoller als eine abgetragene Floskel.
Sprechen Sie den Namen des Verstorbenen dabei ruhig aus. Dieser hat eine besondere Bedeutung.

Trauerfeiern zu Feuerbestattung können auf unterschiedliche Weise enden.
Normalerweise bleibt der Sarg am Ende der Feier noch eine Zeit lang in der Halle stehen. Ähnlich, wie es bei einer Erdbestattung am Grab geschieht, tritt man dann einzeln an den Sarg heran und verabschiedet sich, bevor man die Feierhalle verlässt.

Was anschließend mit dem Sarg geschieht, ist unterschiedlich. In der oberen Feierhalle auf dem Stuttgarter Pragfriedhof kann der Sarg nach der Trauerfeier hinabgelassen werden in das direkt darunter liegende Krematorium. In vielen anderen Feierhallen wird der Sarg hinausgefahren.

Bei einer Feuerbestattung bilden sich seltener Schlangen. Oft stehen die Angehörigen zusammen.
Wenn Angehörige im Kreis stehen und miteinander reden, unterbrechen Sie sie nicht. Manche Angehörige möchten nicht, dass ihnen kondoliert wird.

Die Asche wird einige Zeit nach der Einäscherung beigesetzt. Obwohl Urnenbeisetzungen ein zentraler Teil des Abschieds sind, finden sie oft im kleinen Familienkreis statt. Wenn Sie nicht eingeladen sind, ist es unüblich, zu kommen.

Für Trauernde kann es schwierig sein, wenn sie das Gefühl haben, die Umwelt erwartet schon sehr bald von ihnen, dass sie wieder normal funktionieren. Trauern braucht Zeit. Es kann lange, lange dauern, bis ein Trauernder wieder ein beständiges Gefühl von innerer Stabilität hat. Druck von außen hilft selten. Um das Auf und Ab von Trauer besser zu begreifen, hilft Ihnen vielleicht die Seite „Trauer verstehen“.

Die meisten Trauernden empfinden jene Menschen als hilfreich, die einfach nur da sind. Die den Schmerz mit aushalten, ohne ihn wegnehmen zu wollen. Denn für den Trauernden ist der Schmerz oft etwas Kostbares, denn dieses Gefühl stellt die Beziehung zum Verstorbenen her.

Manche Trauernde reden viel über ihren Verlust. Wenn derjenige das möchte, ist es am schönsten, wenn Sie einfach nur zuhören, wenn Sie nachfragen, sobald Sie etwas interessiert, und wenn Sie keine Scheu vor den Tränen haben.

Ein englischer Ausdruck für Trauer lautet „nursing a grief“. Das heißt wörtlich übersetzt: „Eine Trauer pflegen“. Und oft ist es genauso. Man muss seine Trauer „pflegen“. Und man muss sie auch pflegen dürfen.

Wenn in Ihrem Freundeskreis jemand trauert, ist es am hilfreichsten, wenn Sie immer wieder Einladungen aussprechen, aber ohne Druck. Einladungen für ganz alltägliche Dinge, aber auch zu größeren Veranstaltungen. Feste und Feiern sind in der ersten Zeit oft sehr schwierig. Aber manchmal ist es noch schwieriger, gar nicht erst eingeladen zu sein.

Besser als tausend Worte sind meist kleine Gesten. Eine Berührung auf der Schulter, eine kleine Karte am Jahrestag. Angst davor, den Anderen wieder an seinen Verlust zu erinnern, brauchen Sie nicht zu haben. Der Verlust ist immer präsent.

Ein kleines, heiteres Märchen darüber, was man beim Kondolieren alles falsch machen kann, finden Sie hier.

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